Eine Frau sollte sich jeden Tag so kleiden, als könnte sie ihrer großen Liebe begegnen. Coco Chanel

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Meine Französischlehrerin

Ich habe gerade ein wenig im Internet gesurft und bin auf eine Seite gestoßen, auf der Leute über ihre leicht merkwürdigen Lehrer erzählt haben.
Ich habe mir dann auch mal Gedanken über meine Lehrer gemacht und mir wurde klar, auch ich wurde nicht verschont.

Ich will euch mal etwas über meine Französisch Lehrerin erzählen.
Die meisten in meiner Klasse halten sie für eine äußerst nette und verständnisvolle Frau, die uns lieben Schülern einfach nur die französische Sprache näher bringen will.
Aber Anna Lisa und ich, wir haben sie durchschaut.
Eigentlich müsste jedem klar werden, dass ein Mensch, der seine Schals auf eine derart komische Art und Weise bindet, nicht normal sein kann. Meiner Klasse scheinbar nicht. Selbst Sophia und Cara fallen auf sie herein.
Sie alle verbringen ihre Zeit lieber damit, auf meiner Englischlehrerin herum zu hacken. Dabei kann sie einem wirklich Leid tun. Sie ist immer ziemlich genervt und unfreundlich, das gebe ich zu. Doch ich vermute, sie ist zu Zeit in den Wechseljahren.
Was auf meine Französischlehrerin allerdings nicht zutrifft. Nein, ich sag es euch, die Frau spinnt einfach ein bisschen. Sie hat es auf Anna Lisa und mich abgesehen. Sobald sich unsere Köpfe auch nur ein paar Millimeter nähern und Anna Lisa auch wirklich gerade erst den Mund öffnen will, um mit mir über irgend ein weitaus interessanteres Thema als französische Verben zu diskutieren, funkelt sie uns mit ihren bösen Adleraugen an und macht vor der Klasse auf die völlig verzweifelte Lehrerin, die von ihren ach so bösen Schülern tyrannisiert wird.
Uns bleibt dann nichts anderes übrig als verständnisvoll mit dem Kopf zu nicken. Ja, stimmt, sie will uns wirklich nur helfen. Ja, richtig, sie versucht immer nett zu sein, aber wir werden das merken, wenn wir in der Oberstufe sind, dann muss man zuhören, sonst kann das nichts werden. Ja, das müssen wir jetzt einfach einsehen, so kann das nicht weiter gehen. Wir müssen jetzt langsam versuchen uns umzustellen. Sie versteht das ja auch, so etwas geht nicht von jetzt auf gleich, aber wir müssen das Schwätzen einfach einstellen. Ob sie es denn nicht einmal erlebe, dass es vollkommen leise sein. Geduldig hören wir ihr dann fünf Minuten zu, bis sie ihren Redeschwall unterbrochen hat. Ach die arme Frau, jetzt hat sie wegen uns, wieder fünf Minuten ihrer Unterrichtszeit verloren. So eine Moralpredigt kostet eben Zeit.

Ach übrigens, sie ist auch äußerst kritikfähig. Immer gerne dazu bereit Kritik anzunehmen. Lehrerin: „Also, wie fandet ihr die Arbeit denn jetzt? Ich versuche ja immer, euch alles so einfach wie möglich zu gestalten, dafür brauche ich aber auch eure Rückmeldungen. Ja, Anna Lisa?“
Anna Lisa : „Ja, also irgendwie fand ich es doof, dass der Grammatikteil so einfach und so kurz und der freie Teil total schwer war.“
Lehrerin: „Ja, das war ja mal wieder klar. Ich wünschte ich könnte es einmal erleben, dass du mal etwas Positives sagst. Das geht doch nicht. Hab doch einfach mal Spaß am Leben. Immer dieses Genörgel. Gibt es denn nichts, was du mal gut findest?...“
Wieder folgen wir ihr alle geduldig. Ja, sie hat ja so Recht. Ich frage mich, wie ich mit einem so negativem Menschen, wie Anna Lisa befreundet sein kann und überlege ihr die Freundschaft zu kündigen. Ich meine, wenn meine Französischlehrerin das sagt, dann muss es ja stimmen oder?

Am Ende der Stunde verkündet meine liebe Frau Lehrerin noch fröhlich, dass sie uns morgen, weil der letzte Schultag sei, Gummibärchen mitbringt. Freude breitet sich aus. Da sieht man mal wieder, wie leicht Menschen durch Süßes manipuliert werden können. Aber ich nicht! Am Schluss bekomme ich noch mit, wie die gute Frau, zu ein paar Mädchen aus meiner Klasse meint: „Wetten, dass Anna Lisa die Gummibärchen wieder nicht schmecken?“ Herrlich! Herrlich, dass es immer noch Menschen gibt, die so gut Kritik annehmen können.

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